

Mein Weg: Ein Leben voller Vielfalt und Herausforderungen
Ich heisse Alessandra, Jahrgang 1967, und lebe in Ostermundigen. Ich bin eine Secondo. Meine Mutter stammt aus Wien und mein Vater ist Sizilianer, was mir einen vielseitigen kulturellen und kulinarischen Hintergrund verpasst hat. Ich wuchs gut erzogen, mehrsprachig und multikulturell auf. Sei es, wenn es um die Erziehung ging oder wenn man in die Kochtöpfe schaute.
Ich lebe in einem schönen Chalet mit Garten, meinem Bolonkamädchen und meinen Eltern, die unter mir im gleichen Haus wohnen. Meine Tochter Laura, wohnt mit ihrer Tochter und ihrem Freund ganz in der Nähe. Mein Sohn Nico lebt in Solothurn. Mein Bruder Marco, der ein Jahr jünger ist als ich, lebt in Basel.
Um meinen Alltag zu bestreiten, betreut mich pflegerisch die Spitex und durch meinen Alltag begleiten mich meine Assistenzpersonen, die mir sehr nahe stehen und zum Teil schon zur Familie gehören. Darauf werde ich noch intensiver eingehen. Das ist ein riesen Thema für sich und für alle, die darauf angewiesen sind.

Meine Schulzeit 😱


... Meine Schulzeit hat für mich eine ganz zwiespältige Bedeutung - nur selten habe ich mich mit dem Lehrpersonal gut verstanden. Durch mein Temperament gab es einige Wiederstände und Missverständnisse. Die Schulzeit war für mich nicht immer begeisternd. Im Alter von 8 Jahren zog ich mit meinen Eltern und meinem Bruder nach Ostermundigen und für mich fing es erst jetzt richtig an: Ein grosses neues Schulhaus, viele tolle (und auch weniger tolle) neue Schulkollegen und eine neue Lehrerin. An sie kann ich mich noch heute sehr gut erinnern. Sie lachte nie und hatte immer etwas zu bemängeln. Ich drückte bei dieser "rumpelsurigen" und nur selten gut gelaunten Lehrerin die Schulbank bis zur vierten Klasse, dann besuchte ich die Sekundarschule. Jubel! Endlich einen tollen Lehrer! Ich habe Bernhard Weber geliebt! Die Schule wurde endlich lebendig und leider auch strenger, was mir in der siebten Klasse zum Verhängnis wurde. Repetieren war angesagt und wieder mal hatte ich Pech mit meinem neuen Klassenlehrer. Ja, muss das denn sein?! Ich quälte mich widerwillig durch.
Die Freude war umso grösser, als das Ganze endlich ein Ende nahm. Vorbei mit der grundlosen, auf gegenseitiger Antipathie basierenden Strafaufgaben, an den Kopf geworfenen Schlüsselbund und gezogenen Haaren. Während all diesen Jahren besuchte ich Balletstunden, tanzte mich in allen Tanzrichtungen übers Parkett, im Sommer schwamm ich Kilometer um Kilometer im Freibad um die Wette und im Winter düste ich über die Eisbahn. Ich war immer auf den Beinen, umgeben von tollen Leuten und ich genoss es.
Ein Traumjob mit Hindernissen


Nun ging es um die Berufswahl. Schon als Kind begleitete ich meine Mutter, wenn sie Dienst im Spital hatte (meine Mutter war OP-Schwester). Ich liebte die Atmosphäre und den Geruch in Praxen und Spitälern. Ich wusste schon als Kind, dass eine Appendektomie eine Blinddarmentfernung war und fühlte mich im OP-Aufenthaltsraum mit all den Ärzten wie zuhause. Dementsprechend sollte ich Krankenschwester werden, hätte auch schon einen Ausbildungsplatz gehabt, aber ich war nicht überzeugt davon. Im medizinischen Bereich auf jeden Fall, aber die unregelmässige Arbeitszeit sagte mir überhaupt nicht zu.
Ich begleitete meine Mutter immer zum Zahnarzt und auch dort gefiel mir die Atmosphäre sehr gut... Darauf konnte man doch aufbauen... Ich entschloss mich vorerst für ein medizinisches Weiterbildungsjahr. Toll, wieder ein komischer Lehrer, alternativ und voreingenommen. Man gab mir das Versprechen, wenn ich das Jahr an dieser Privatschule beendet hätte, könne ich gleich in die Dentalhygieneschule übertreten. Na, das hörte sich gut an. Als es dann, nach sechs Monaten soweit sein sollte, wusste niemand etwas davon. Ich sei noch zu jung (knapp 17) und den einzigen Vorteil den ich hätte, wäre, das ich nicht rauchte. Daraufhin zündete ich mir gleichmal eine Zigarette an und wurde von da an zur Gelegenheits-Genuss-Nicht-Raucherin.
Ich verliess sofort die Schule und vertrieb mir die Zeit in einer Kosmetikfachschule. Nach dreimonatigem Zickenalarm suchte ich das Weite. Das Weite hiess Klinik Sonnenhof. Ich verbrachte nun mehr als ein Jahr im Spital als Schwesternhilfe. Es war eine sehr schöne Zeit. Ich schnallte mir schon am Morgen früh die Rollschuhe an und machte einige Kilometer auf Rollen zur Arbeit und wieder zurück. Kurz, ich war in Topform. Ich machte Bekanntschaft mit peinlichen, unangenehmen, herzlichen und auch herzzerreissend traurigen Erfahrungen. Ich lernte in einem Männersechserzimmer meinen damaligen Freund kennen, verdiente mein erstes Geld und langsam wurde ich erwachsener.
Nun ging es definitiv um meinen Traumjob. Ich nahm an den Aufnahmeprüfungen an der Dentalhygieneschule Zürich teil, bestand diese und bereitete mich auf einen Zürichaufenthalt vor. Über eine Bekannte bekam ich ein Studio und organisierte alles Notwendige. Vorher absolvierte ich noch einen Sprachaufenthalt in Cambridge (GB). Das erste Mal alleine weg von zu Hause, was mir sehr gut gefiel. Dann das erste Mal in einem Flugzeug. Kann die Welt noch schöner sein? Ich war bei einer sehr netten Familie untergebracht, die mir ein sehr kleines Zimmer zur Verfügung stellte. Ich konnte mich kaum drehen. Das war ja noch das kleinste Übel. Am Abend ging ich mit Pyjama, Trainingsanzug, Schal und Mütze ins Bett. Und wenn es hart auf hart kam, nahm ich den Föhn auch noch mit. Es war so kalt! Ich konnte die Eisblumen auf der Innenseite von meinem Fenster abkratzen. Aber trotzdem lernte ich sehr fleissig Englisch und freute mich über meine Kenntnisse einer dritten Fremdsprache. Ich freundete mich schnell mit anderen Ausländern an, welche meistens Italienisch, Französisch oder Spanisch sprachen. Super Voraussetzungen. Ich radelte munter auf der falschen Strassenseite weiter, lernte London und seine verrückten Bewohner kennen, kurz, ich genoss es unheimlich. Bald waren die Monate vorbei und ich flog bewaffnet mit meinem Oxford Zertifikat wieder heimwärts.
Kurz nach meiner Rückkehr ging ich nach Zürich, was einer 18-jährigen "Bernerin" auch fast als Ausland vorkam. Ich fand das Leben in einer Grossstadt spannend und interessant, freundete mich aber nicht damit an. Ich musste viel zu viel lernen und hatte kaum Zeit rauszugehen und das Zürcher Leben kennen zu lernen. Um ehrlich zu sein, war ich nie im Ausgang. Ich war shoppen, im Niederdorf zum trödeln und im Strandbad um lernend braun zu werden. Am Samstag verdiente ich an einer Kasse im Migros etwas Geld, um meinen Aufenthalt etwas aufzupeppen. Die Zeit verging wie im Flug und nach zwei Jahren hatte ich mein Diplom und meinen ersten Arbeitsplatz in der Tasche.
Sommer in Bella Italia



Meine Eltern und wir zwei Kinder fuhren jedes Jahr mit dem Zug nach Sizilien. Es war immer der schönste Moment im Jahr, wenn der Zug in Villa San Giovanni auf das Schiff nach Messina übersetzte. Wir warteten ab, bis man die Madonna im Hafen sah und dann wurde es fast unerträglich bis wir endlich zu Hause ankamen. Die halbe Verwandtschaft und Freunde erwarteten uns jedes Jahr aufs Neue. Es war absolut das höchste der Gefühle, wenn es dann das erste Gelato in Zias Bar gab. Am nächsten Morgen gab es eine Granita mit Brioche zum Frühstück, wir wurden mit Olivenöl und Zitrone eingerieben, wir fuhren zum Strand und endlich sah ich meine Freunde wieder. Es waren immer herrliche Wochen. Tagsüber am Meer und am Abend entweder im Dorf unterwegs und später dann im Ausgang in den wunderschönen offenen Discotheken in Taormina. Mit 14 lernte ich dort meinen zukünftigen Mann kennen. Es dauerte noch ein paar Jahre bis daraus eine Liebesbeziehung wurde. Als ich 19 war, kamen wir uns näher und der Abschied wurde noch mehr zur Qual als bisher. Ich nahm jedes Mal ein Andenken wie Sand, Muscheln oder eine streunende Katze mit.
Mit 20 hatte ich meinen Arbeitsplatz, meinen Freund und meine Katze aus Sizilien. Ein lieber Professor der Uni Bern verschaffte mir einen Job in Bologna. Ich bekam eine super Anstellung in einer namhaften privaten Zahnklinik. Es war der absolute Wahnsinn! Ich hatte in meiner bisher kurzen Dentalhygienikerinnen-Laufbahn noch nie so schöne Arbeiten und so viel Prominenz mit so viel übrigen Geld für den Zahnarzt gesehen. Von da an wusste ich, welches Lächeln im italienischen Fernsehen wo hergestellt wurde. Ich arbeitete hart und oft bis spät Abends. Aber ich profitierte sehr davon.
Hulda


Hulda - meine Lebensbegleiterin taucht in meinem Leben auf
Es war ein anstrengender Job. Ich war oft müde und hatte fast unerträgliche Rückenschmerzen. Plötzlich kam noch ein Ameisenlaufen in den Füssen dazu. Ich wurde von Ärzten untersucht und man verordnete mir entzündungshemmende Spritzen. In Italien gibts immer Spritzen, egal was man hat. Und so litt ich weiter. Nach einem Jahr zog ich mit Mauro zurück in die Schweiz. Ich war froh über diesen Entscheid, denn ich spürte, dass etwas mit mir nicht stimmte. Wir suchten Arbeit und eine eigene Wohnung. Bis wir beides gefunden hatten, wohnten wir noch eine kurze Zeit bei meinen Eltern. Wir waren recht schnell erfolgreich. Dann fanden wir unsere erste gemeinsame Wohnung und waren verliebt bis über beide Ohren.
Wir heirateten standesamtlich in der Schweiz und ein Jahr später, gegen alle sizilianischen Regeln, kirchlich. Vier Tage nach der Hochzeit reisten wir - früher als vorgesehen - nach Hause. Mir ging es schlecht. In der Schweiz angekommen, ging ich sofort zum Arzt. Mit Verdacht auf Hirntumor wurde ich ins Inselspital eingewiesen. Na toll, frisch verheiratet und dann sowas. Im Spital wurde ich knapp über Hirntumore aufgeklärt und informiert, dass mir einige unangenehme Untersuchungen bevorstehen würden. Nach vier Tagen Ungewissheit kam eines Morgens der Oberarzt samt Schwestern und Assistenzärzten ins Zimmer und befahl mir, gefälligst meine Socken auszuziehen. Wieso ich die eigentlich anhätte, wenn doch Zeit für Visite wäre. Er bewegte meine Zehen etwas nach oben und nach unten und meinte zu seinen Kollegen "sie hat keinen Hirntumor, sondern MS (Multiple Sklerose)" und ging zu meiner Nachbarin. Ich dachte mir, juppiiiiiiiiiii, keinen Hirntumor, nur MS. Ich bekam Ladungen Kortison, welche mich wie einen Elefanten aussehen liessen und Panikattacken auslösten (Nebenwirkungen). Ich wurde weder informiert, worum es sich handelt noch nahmen sie sich Zeit, meine Fragen zu beantworten. Nach dem ersten Schreck und als die Nebenwirkungen verschwunden waren, gings mir auch wieder besser. Ich lebte, liebte und arbeitete wie bisher. Wir zogen in unser erstes Eigenheim und bald darauf wurde ich schwanger. Zuerst kam Laura und eineinhalb Jahre später Nico zur Welt. Ich überstand die Schwangerschaften recht gut. Es schwächte mich, aber es beeindruckte mich eigentlich wenig. Ich ging zweimal jährlich zu meiner Neurologin, liess meine Zehen bewegen, mit einem Stäbchen Zahlen auf die Beine schreiben und ging wieder nach Hause. Ein paar Jahre funktionierte das auch sehr gut. Ich hatte sowieso unheimlich viel Kraft, Probleme jeglicher Art bestens zu verdrängen. Die Zeit verging und ich fing, als meine Kinder etwas älter wurden, wieder an zu trainieren und genoss das Leben in vollen Zügen. Ich überarbeitete mich, trennte mich von meinem Mann und begann ein neues Leben. Ich bewältigte den Alltag gut. Doch dann merkte ich, dass mir das körperliche Ausrasten nicht wirklich gut tat und schraubte das Tempo runter. Ich habe mich eindeutig zu sehr verausgabt, was aber zu meinem Naturell gehört - zum Glück habe ich das heute etwas besser im Griff (älter, weiser, ... blablabla). Das Gleichgewicht begann langsam zu fehlen und ich brauchte eine Gehhilfe (Stock). Bald wurde es mir zu viel, immer auf den Boden schauen zu müssen, gleichzeitig auf beide Kinder aufzupassen und nicht zu stolpern. Nein, ich musste etwas unternehmen. Ich entschloss mich, mir einen Rollstuhl zu besorgen. Für mich war das weder tragisch noch schlimm. Ich empfand keine Weltuntergangsstimmung, sondern freute mich auf eine Verbesserung meiner Lebensqualität. Ich machte mich auf zu Hock'n'roll und bekam einen schicken, kleinen, schnittigen, sportlichen Rollstuhl verpasst. Ich ging total begeistert wieder nach Hause. Ich arbeitete weiter, reduzierte aber das Pensum und genoss die langen Abende auswärts und schaffte alles nach wir vor mit links. Ich wechselte zwischen kurzen Strecken zu Fuss und längeren Strecken im Rollstuhl, fuhr noch Auto, lud meinen Rollstuhl hinten rein und es gab noch keine Hindernisse.
Ich wollte reden.
Dann bekam ich doch langsam das Bedürfnis mit jemandem über meine Situation zu reden. Meine Freundin hatte mir schon immer von einem Neurologen erzählt, den ich doch aufsuchen solle. Von da an änderte sich einiges. Der gute Doktor öffnete ein paar sehr gut verschlossene Schubladen und räumte gewaltig auf. Im ersten Jahr war ich wirklich oft bei ihm. Manchmal kam ich lachend, manchmal heulend raus. Oft bewahrte ich Haltung, um dann auf dem Nachhauseweg die Tränen kullern zu lassen. Er wühlte in meinem Innenleben herum. Es war eine Wohltat, zugleich aber auch sehr schmerzhaft.
Ich fühlte mich gut und es musste wieder etwas körperlich anstrengendes her. Ich begann zu fechten. Als erste Schweizerrollstuhlfechterin trainierte ich extrem hart und über meine Grenzen hinaus. Ich war sehr oft im Club anzutreffen und ich hatte das Gefühl, immer noch mehr und noch länger trainieren zu müssen. Es war spannend. Ich konnte mich verausgaben und nach dem Training kaum laufen, aber es musste sein. Ich wurde ab und zu um ein Interview gebeten. Die Medien berichteten und ich hatte das Gefühl, damit vielen zu helfen, selber Mut für Neues zu fassen und die Welt zu bewegen. Ich hatte die Möglichkeit, an Weltcupturnieren im Ausland mit zu fechten, was mir grossen Spass machte. Dabei lernte ich sehr viele spannende, nette und interessante Leute kennen. Dann kam der heisse Sommer 2003 und das endgültige Überborden. Ich war nicht zu bremsen und ging täglich in die Badi, legte mich auf eine Betonmauer neben den Schwimmbecken und röstete bei 35 Grad vor mich hin. Ich schwamm täglich 1-3km und am Abend ging ich noch fechten. Ich kümmerte mich um meine Kinder und um den Haushalt und arbeiten ging ich auch noch. Das war nun wirklich zu viel für meinen Körper. Doch mein Kopf hätte dies noch lange nicht zugegeben. Mit der Zeit musste ich das Fechten aufgeben, denn ich war am Abend zu müde einen Degen oder ein Florett zu halten. Die ganze Fechtausrüstung anzuziehen war anstrengend und es war auch zu heiss, um mehrere Schichten Synthetik auf der Haut auszuhalten. Ich beschränkte mich auf Sonne und Schwimmbad.
Es war ein schöner Sommer. Schon im Herbst merkte ich, dass ich über längere Zeit meine körperlichen Grenzen überschritten hatte. Ich wurde schwächer in den Beinen. Nun ging ich auch im Rolli einkaufen, was für mich eine Erleichterung war. Langsam wurde ich mir meinen körperlichen Einschränkungen bewusst, ich blieb jedoch optimistisch und guten Mutes. Meine "Lebensbegleitung" (MS) bekam einen Namen: Hulda. Hulda ist eine alte Tante. Sie geht mir gelegentlich auf die Nerven, selten aufs Gemüt und ohne sie könnte ich nicht leben. Ihr tägliches Dabeisein ist normal. Ohne sie wäre mein Leben dann und wann leichter, aber ohne sie könnte ich mein Leben gar nicht mehr vorstellen. Hulda machte sich also breit. Gut, dann eben mit Hulda.

Spike und Lilly


So bin ich auf den Hund gekommen
Um die Weihnachts-Neujahrszeit 2003/2004 erfüllte ich mir dann meinen Herzenswunsch und in einer instinktiven Kurzschlusshandlung kam ich innerhalb von 4 Stunden zu einem jungen Hund. War es eine durchdachte Aktion? Nein, natürlich nicht, aber Hulda und ich bestanden darauf und ich habe jeden Tag, den ich mit Spike verbrachte, genossen. Ich hatte mir einen Swiss-Trac organisiert und bin täglich durch die Natur gerollt. Meinen Job hatte ich unterdessen aufgeben müssen, dafür pflückte ich im Frühling im Wald Holunder und kochte literweise Sirup ein.
Mit Spike absolvierte ich die Therapiehundeausbildung in Münsingen. Als ich die Prüfung bestanden hatte, verschlug es mich zuerst ins Siloah und danach auf die Neuro-Reha ins Inselspital. In dieser Zeit kam ich unter lustigen Umständen zu Lilly, meinem Mopsmädchen. Lilly und Spike, ein super Team. Mein Leben hatte ganz andere Prioritäten gewonnen. Meine Kinder, meine Hunde, die Natur und das Kochen, das ich leidenschaftlich gerne tue. Ich liebe mein Leben, auch wenn es gelegentlich wirklich anstrengend ist und mir ab und zu die Kraft fehlt, Dinge zu erledigen, die mir einst leichter fielen. Ich liebe alle Menschen und Tiere, welche mich bei meiner Aufgabe mit Hulda begleiten und natürlich auch Hulda selbst. Ich bin nicht unterzukriegen und auch jetzt wieder voller Pläne.
Cuba


Cuba, das alte Mädchen
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Heute


Mein Leben,
mein Alltag
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Assistenz


Mein Team - meine Familie
Meine Assistenz ist für mich viel mehr als nur Hilfe im Alltag, sie unterstützen mich und sind gute Freundinnen, schon fast Familie. Bei mir zu Hause tummeln sich 9–11 Frauen, mit denen ich interessante Themen wälze, manchmal trödle und blödle und manchmal treibe ich sie mit der Peitsche zur Arbeit an. Hahaha...!
Sie helfen mir beim Kochen, Putzen, Rausgehen oder Ausgehen – und auch mit meinem Hund. Mit ihrer Unterstützung kann ich meinen Alltag so gestalten, wie ich es möchte.
Wir verbringen Zeit miteinander, lachen, reden und sind füreinander da. Ohne ihre Hilfe wäre vieles nicht möglich – mit ihnen aber kann ich mein Leben so leben, wie es für mich passt.
Wie kommt man zu (guter) Assistenz?
Zuerst mal wird der Zustand mit der IV überprüft und dann wird bestimmt, wie viele Stunden ich Assistenz zugut habe. Dann muss man irgendwie mit diesen Stunden jonglieren... es hat NIE genug Stunden zur Verfügung. Man muss immer Abstriche machen und für seine Rechte kämpfen.
Dann muss man natürlich auch gute Hausgeister für sein Heim finden. Es gibt verschiedene Plattformen, auf denen man herumschnüffeln kann. Facebook ist auch immer eine gute Lösung und halt Mundpropaganda.
... und natürlich kann man wo immer man will, Inserate aufhängen z.B. Migros, Coop, usw.
Wenn sich jemand meldet, lade ich sie immer persönlich ein und anhand meines Bauchgefühls, Sympathie und Ausstrahlung des Gegenübers gibt es einen Probearbeitstag. Man kann sich beschnüffeln, fühlen ob es harmoniert und ganz intuitiv entscheiden. Ich hatte in meiner Laufbahn nur einen Fehlgriff.
Jakobsweg


Auf dem Jakobsweg
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Mein Unfall


Nicht für schwache Nerven!
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Schmerzen


Therapien,
Medikamente
Rauchen
Schmerzen sind mein alltäglicher Begleiter. Ich kenne meine Schmerzen und weiss, wie ich damit umgehen muss. Manchmal sind die Muskel-Gelenk-und Nervenschmerzen wirklich fast unerträglich. Die Konsequenzen sind Fussfehlstellungen durch die Spastizität, Muskelschmerzen, die sich anfühlen als hätte einen jemand mit Stahlkappenschuhen getreten. Die Nervenschmerzen fühlen sich wie dünne Stromdrähte an, die Stromschläge weiterleiten und zu schmerzhaften Überempfindlichkeit führen. Dann haben wir da noch die Spasmen, die sind dann noch das Sahnehäubchen auf der Torte. Ich habe ein wahnsinnig gutes Körpergefühl, was auf meine jahrelange Sportlaufbahn zurückzuführen ist. Ich spüre alles, sei es auf der Haut, sei es unter der Haut. Ich kann meine Schmerzen auf den Millimeter genau lokalisieren und je nach Schmerzqualität etwas dagegen tun. Bei Nervenschmerzen habe ich ein sehr gutes Pflaster (Neurodol), welches ich auf die empfindliche Stelle aufkleben kann. Bei Muskelschmerzen helfen Cremes und Schmerzpflaster (Traumalix und Flectorpflaster).
Dann gibt es noch die gewollten Schmerzen. Zweimal wöchentlich übergebe ich mich meiner Physiotherapeutin Chantal, die sich meinen schmerzhaften Stellen annimmt. Ich liebe es, wenn sie so fest drückt, dass ich aufschreie. Vor mir sehe ich dann verschiedene Farben und Bilder, in die ich eintauche. Am Liebsten habe ich mein farbiges "Wurmloch", durch dass ich in einer riesen Geschwindigkeit eintauche und die Schmerzen in Farberlebnisse umwandle. Dann macht es erst richtig Spass und tut am Ende der Stunde so wirklich gut. Meine Ergotherapeutin Fabienne nimmt sich meiner Hände, meinen Schultern und dem Nacken an. Von ihr bekomme ich nützliche Hilfsmittel und meine Handschienen angeschnallt. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Was wir schon alles gebastelt haben.
Spastizität bedeutet eine krankhaft erhöhte Muskelspannung (Muskeltonus), die durch eine Störung im zentralen Nervensystem (Gehirn oder Rückenmark) entsteht. Sie tritt oft bei Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) auf.
🔍 Was passiert bei Spastizität?
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Normalerweise steuert das Gehirn über Nervenimpulse, wann und wie stark sich ein Muskel anspannt.
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Bei einer Schädigung dieser Bahnen wird die Hemmung der Muskelaktivität unterbrochen.
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Ergebnis: Die Muskeln spannen sich zu stark an und lassen sich nur schwer wieder entspannen.
Nervenschmerzen bei Multipler Sklerose (MS) entstehen, weil die Schutzschicht der Nervenfasern (Myelin) im Gehirn oder Rückenmark durch Entzündungen geschädigt wird.
Dadurch werden Schmerzsignale fehlerhaft oder übermäßig ans Gehirn gesendet – selbst ohne äußerlichen Reiz.
🔍 Wie fühlen sich MS-Nervenschmerzen an?
MS-bedingte Nervenschmerzen sind neuropathische Schmerzen, oft beschrieben als:
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Brennend oder stechend
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Elektrisierend („wie Stromschläge“)
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Kribbelnd oder taub mit Schmerzgefühl
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Empfindlichkeit auf leichte Berührungen (Allodynie)
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Anfallsartig (z. B. Trigeminusneuralgie) oder dauerhaft
📋 Typische Schmerzformen bei MS
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Akute Nervenschmerzen
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z. B. Trigeminusneuralgie (heftige, blitzartige Gesichtsschmerzen)
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Optikusneuritis (Augenschmerzen)
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Chronische Nervenschmerzen
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ständiges Brennen oder Ziehen in Armen, Beinen oder Rumpf
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Dysästhesien
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ungewöhnliche Missempfindungen: Hitze, Kälte, Ameisenlaufen
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🛠 Behandlungsmöglichkeiten
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Antiepileptika (z. B. Gabapentin, Pregabalin) → hemmen überaktive Nervensignale
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Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Duloxetin) → wirken auf Schmerzverarbeitung
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Kortison bei akuten Schüben → Entzündungshemmung
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Cannabinoid-haltige Präparate (z. B. Nabiximols/Sativex) → oft bei gleichzeitiger Spastizität hilfreich
Im Moment bin ich mit meinen Medikamenten und mit meinem Nikotinverbrauch total gut eingestellt. Mit 50mg Lioresal, 150mg Pregabalin, Spasmo Urgenin, 15mg Metoprolol und 5-10mg Escitalopran bin ich auf der sicheren Seite. Gelegentlich brauche ich ein Novalgin, wenns mal schlimm sein sollte, aber das ist eher selten. Ich nehme wirklich nur das Notwendigste. Wenn ich am Morgen schon die ekelhafte Spastik in den Beinen habe (kommt vom Rücken und ist eher ein ISG Problem), gönne ich mir drei bis vier Züge selbstgedrehte Zigarette. Selbstgedreht, haha... Lea ist meine Zigarettendreherin. Eigentlich habe ich nie wirklich geraucht und ich finde es auch nicht sonderlich prickelnd, den Tabakgeschmack im Mund zu haben. Aber was tut man nicht alles, um sich schmerz-, krampffrei und wohl zu fühlen. Danach habe ich keine Schmerzen im Rücken mehr, die Spastizität in den Beinen ist wie weggeblasen und man kann meine Füsse wieder richtig hinstellen. Wenn nötig, wiederhole ich den Vorgang am Nachmittag und auf jeden Fall am Abend im Bett, was mir eine ruhige Einschlafphase ermöglicht. Im Moment rauche ich Fred, ein feiner Tabak, auf den ich wirklich schnell reagiere. Aber dann gibt es da noch die "Kiffbox". In der befinden sich meine verschiedenen CBD-Gräser, CBD-Hasch und gelegentlich wird ein Joint gebastelt. Man muss halt immer ausprobieren, was einen im Moment am Besten hilft. Auf jeden Fall sind das zwei Allerweltshilfsmittel, wenn man sie mit Bedacht einsetzt, kann man nur Gutes daraus ziehen. Die Verantwortung ist natürlich jedem Einzelnen überlassen, da es ja auch Nebenwirkungen haben kann.



















































